Über Legasthenie
Legasthenie ist eine Lernstörung, mit der es sich leben lässt!
Eine Lese-Rechtschreibstörung oder -schwäche ist zunächst einmal dadurch definiert, dass über einen längeren Zeitraum und trotz eifrigen Übens eine überdurchschnittliche Häufung von Fehlschreibweisen – gemessen am Alter bzw. der Klassenstufe – vorliegen. Dass sich eine legasthene Problematik durch eine besondere Art von Fehlern auszeichnet, ist eine verbreitete, aber falsche Ansicht. Vielmehr treten im Prinzip alle Fehlerarten auf, die auch Nicht-Legasthenikern gelegentlich unterlaufen. Dazu gehören u.a. Auslassungen – jezt statt jetzt; Hinzufügungen – Varter statt Vater; Verwechslungen – Biro oder Diro statt Büro; Umstellungen – folgen statt flogen; bis zu völligen Wortentstellungen – rnt statt Ernte. Sind Fehlschreibungen diesen Typs – also fehlerhafte Umsetzung von gesprochenen Lauten in geschriebene Zeichen – keine Ausnahmen, dann sind Fehler „höherer Ordnung“ oder sogenannte Regelfehler, die z. B. Dopplung und Dehnung betreffen, in jedem Falle auch vorhanden. (Wier statt wir, komen statt kommen, Lerer statt Lehrer usw.) Rechtschreibtests für die diversen Altersgruppen und Klassenstufen erlauben eine erste vorläufige Diagnose einer Lese-Rechtschreibschwäche entlang der Fehlerhäufigkeit. Die Sicherstellung eines solchen Verdachts durch eine qualitative Fehleranalyse sowie eine darauf aufbauende Therapievorschläge gehören allerdings in die Hand des Fachmanns bzw. der Fachfrau.

Aber wie könnte man auch erwarten, dass ein Kind, dem tagtäglich praktisch vor Augen steht, dass es eigenen und fremden Ansprüchen nicht genügt, einfach ungerührt seinen Weg macht?

Diese Erfahrung des Erfolges ist auch schon ein erster Schritt auf dem Weg zur Korrektur des negativen Selbstbildes – dem psychotherapeutischen Therapieziel. Anknüpfend an diese Erfolgserlebnisse können nun dysfunktionale Wahrnehmungsmuster angegangen werden: Selbstanklagen wie „das lerne nie“ können so einer Beurteilung “Ich werde immer besser”weichen.
Welche Interventionsschritte im Einzelnen geboten sind, werde ich als Therapeut individuell enscheiden. Entscheidende Grundlage für den Gesamterfolg der Therapie ist auf alle Fälle der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen dem Lernenden und mir. Das Vertrauen in mich schafft sukzessive das Vertrauen in das eigene Leistungsvermögen und so kann schließlich das Vertrauen in die eigene Person wiedergewonnen werden.